Projektinformationen
Leitung: Jun.-Prof. Dr. Inken Heldt
Koordination: Daniel Meyer, M.Ed.
Förderung: Europäische Kommission: Jean Monnet Projekt
Fördervolumen: 62.100 EUR
Laufzeit: 11/2020-09/2023
Wie können die Grundideen und – Werte der Europäische Union für alle Schüler*innen verständlich werden? Zu dieser Frage will die vorliegende Studie einen Beitrag leisten. Übergreifendes Ziel ist es, Innovationspotenziale und Veränderungserfordernisse in der unterrichtlichen Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand „EU“ empirisch fundiert zu ermitteln. Dazu wird die Lernenden-Sicht von Schüler*innen zum Thema EU mit sozialwissenschaftlichen Methoden erhoben und in die Entwicklung eines unterrichtspraktisch einsatzbereiten Lehr- Lernkonzepts überführt. In diesem werden die ausgewählten Themen von der „Nachfrageseite“ her, d.h. unter Berücksichtigung der Vorstellungswelten von Jugendlichen angegangen (Ansatz des Bürgerbewusstseins, Lange 2012). Das Projekt fokussiert eine nachhaltige Verknüpfung von fachdidaktischer Forschung und Schulpraxis.
Das Projekt reagiert auf ein vielfach attestiertes Forschungsdesiderat: Für guten Unterricht ist die Berücksichtigung der Vorstellungswelten von Schüler*innen wesentlich. Die individuellen Deutungsmuster der Lernenden zu einem bestimmten Thema sind der Ausgangspunkt für fruchtbare Lehr-Strategien. Für die Planung und Gestaltung von erfolgreichen Unterricht müssen Lehrer*innen daher Kenntnisse über die Vorstellungen ihrer Schüler*innen besitzen – dies ist innerhalb der wissenschaftlichen Fachdidaktik unumstritten und wird entsprechend in den Empfehlungen der Europäischen Kommission betont. (z.B. Autorengruppe Fachdidaktik 2011, GPJE 2004, „Supporting the Teaching Professions for Better Learning Outcomes“, SWD(2012) 374, S. 24). Dabei liegt bisher keine qualitative Studie vor, welche Schüler*innenperspektiven zu zentralen Themenbereichen der EU grundlegend erfasst. An dieser Forschungslücke setzt das Projektvorhaben an.
In der ersten Projektphase werden Schülervorstellung zum Gegenstandsbereich Europäische Union empirisch erhoben (vgl. F.3 – Methodik). Es geht um die Identifizierung von (a) lernförderlichen Anknüpfungspunkten und (b) lernhinderlichen Annahmen in den Vorstellungswelten von Schüler*innen. Ziel ist es, jenseits der Fiktion eines ‚allgemeinen Durchschnittsschülers’ die verbreiteten mentalen Konzepte zu zentralen Themenfelder der EU aufzudecken und übergreifende Muster zu identifizieren.
Lehrende profitieren unmittelbar von den Befunden der systematischen empirischen Studie: Diese stellt praxisnahe Informationen über verbreitete Denkweisen zur Verfügung und erleichtert es Lehrern, Schülerperspektivem im Unterricht korrekt einzuordnen und adressatengerechte Lernimpulse zu entwickeln.
Die zweite Projektphase fokussiert einen systematischen Theorie-Praxis-Transfer, hier geht es um die lernwirksame Umsetzung der empirischen Erkenntnisse in nachhaltige Unterrichtskonzepte. Konkretes Ziel ist die Entwicklung und Bereitstellung von didaktisch anspruchsvollen, intuitiv erschließbaren Unterrichtsmodulen und –Materialien. Dieser Ansatz erlaubt es Schüler*innen, besonders lernwirksam und nachhaltig Handlungs- und Orientierungswissen zu zentralen Themenfeldern der EU zu erschließen. Die Lernleistungen der Schüler/-innen beschränken sich nicht allein auf die Aneignung eines Fundus überlieferbaren Wissens. Sie bestehen vielmehr auch in der autonomen Erschließung von Sachverhalten, Problemlagen, Wirkungsgefügen und Perspektiven des Lernfeldes EU durch die Schüler*innen selbst. Dazu wird die Methode des Forschenden Lernens didaktisch operationalisiert. Auf diese Weise soll die Vermittlung der EU „geerdet“ und mit der Lebenswelt von jungen Menschen verknüpft werden.
Gemäß den Zielen des Jean-Monnet-Programmes fördert das Projekt nicht nur Innovationen in der Fachdidaktischen Forschung, sondern auch in der Lehre: In beide Projektphasen werden Studierende des Lehramts (BA und MA) durch spezifische, praxisorientierte Hochschulseminare (Politikdidaktik) systematisch in das Projekt einbezogen, zum einen (a) in der angeleiteten Erhebung und Auswertung von Schüler*innenperspektiven zu Themenfeldern der EU, zum anderen (b) in der didaktischen Analyse und Entwicklung von themenbezogenen Lernimpulsen. Grundlegend ist hierbei der Ansatz des Forschenden Lernens in der Hochschullehre. Dabei wird der Kontakt zu Lehrern und Lernenden von Regelschulen ermöglicht
In zehn Bildungsveranstaltungen und Workshops werden Hintergrund- und Handlungswissen zur Auseinandersetzung mit dem Themenfeld EU sowie zur Durchführung der Unterrichtseinheit „IMAGE“ vermittelt. Zielgruppe der Fortbildungen sind Lehrer*innen aus allgemeinbildenden Schulen.
Wie in der Projektbeschreibung bereits erwähnt, werden die Vorstellungen der Schüler*innen zum Gegenstandsbereich der Europäischen Union erfasst und evaluiert. Ohne die enorme Bereitschaft der Schüler*innen, auf freiwilliger Basis an dem Projekt teilzunehmen, könnte eine solche Studie nicht umgesetzt werden. Der gleiche Dank geht auch an die folgenden Schulen, die sich dankenderweise für das Jean-Monnet-Projekt zur Verfügung gestellt haben.