Dissertationen (laufende und abgeschlossene)

Laufende Dissertationen unter Betreuung von Jun.Prof. Dr Inken Heldt

Jennifer Bloise: Mensch-Tier-Verhältnisse als Gegenstand Politischer Bildung (Arbeitstitel)

Das Mensch-Tier-Verhältnis ist seit jeher von Ambivalenz und Machtverhältnissen geprägt: Tiere werden der Spezies Mensch untergeordnet, abgewertet (Speziesismus) und funktional in »Haustiere« oder »Nutztiere« kategorisiert. So ist die Ausbeutung und Tötung von manchen tierlichen Individuen ‘normal‘ und sozial akzeptiert, während andere als Familienmitglieder behandelt werden. Der menschliche Umgang mit Tieren richtet sich also in erster Linie nach der Frage der ökonomischen Nützlichkeit. Dieses normalisierte anthropozentrische Denkmuster wird im gesellschaftlichen Diskurs bisher kaum reflektiert. Auch in der Politischen Bildung ist das normalisierte, speziesistische Verhältnis von Menschen und anderen Tieren noch ein Randthema und wird selten kritisch hinterfragt, dabei sind kritisches Denken, Hinterfragen und Urteilen Fähigkeiten, welche die politische Bildung zum Kern ihrer Ziele hat. Die kritische politische Bildung verschreibt sich der kritischen Analyse jener gesellschaftlichen Strukturen, die zu hierarchischen Strukturen und Ungleichheiten führen. Statt die herrschenden Verhältnisse in der Gesellschaft hinzunehmen, sollen durch kritische Reflexion Konstruktionen sichtbar gemacht, Widersprüche aufgedeckt und Alternativen diskutiert werden. Unter diese gesellschaftliche normalisierten Strukturen sollen ebenso Mensch-Tier-Verhältnisse als Machtverhältnisse fallen. Während sich politische Bildung bereits intensiv kritisch mit gesellschaftlichen Problemen wie Rassismus und Sexismus auseinandersetzt und diese zu relevanten Unterrichtsgegenständen macht, wird Speziesismus im Kontext politischer Bildung bislang nur selten betrachtet – insbesondere in Deutschland. Hier setzt dieses Dissertationsvorhaben an und beschäftigt sich mit der Frage, welche Vorstellungen Schüler*innen über Mensch-Tier-Verhältnisse und dessen politische Dimension besitzen und welche Implikationen daraus für die Politische Bildung entstehen. Gerahmt wird das qualitative Forschungsvorhaben mit dem Modell der politikdidaktischen Rekonstruktion. Durch leitfadengestützte Interviews werden Schüler*innen der Sekundarstufe I befragt. Die Auswertung erfolgt mittels qualitativer Inhaltsanalyse, deren Ergebnisse zur urteilssensiblen Konturierung des gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisses als Unterrichtsgegenstand helfen sollen.


John Olufemi Ashamu: Informationen folgen


Abgeschlossene Dissertationen unter Betreuung von Jun.Prof. Dr Inken Heldt

Dr. Philipp Legrand: Politische Partizipation im Bürgerbewusstsein von Bundesfreiwilligen. Perspektiven zur Gestaltung von Politischen Bildungsseminaren im Bundesfreiwilligendienst.

Gegenstand der im Springer VS Verlag erschienen Dissertationsschrift „Politische Partizipation im Bürgerbewusstsein von Bundesfreiwilligen. Perspektiven zur Gestaltung von Politischen Bildungsseminaren im Bundesfreiwilligendienst“ ist das Bürgerbewusstsein. Im Rahmen der Studie werden das Bürgerbewusstsein von Bundesfreiwilligen im Hinblick auf politische Partizipation untersucht und daraus didaktische Anknüpfungsmöglichkeiten für Seminare zur politischen Bildung im Bundesfreiwilligendienst abgeleitet. Zentrale Fragen, die in der quantitativen Vor- und qualitativen Hauptstudie fokussiert werden sind: Welche Einstellungen, Zusammenhänge und Häufigkeiten in Bezug auf politische Partizipation lassen sich bei Bundesfreiwilligen erkennen? Wie sehen die subjektiven Vorstellungen junger Erwachsener im Hinblick auf politische Partizipation aus? Welche didaktischen Anknüpfungsmöglichkeiten lassen sich aus den erhobenen Vorstellungen, Einstellungen, Zusammenhängen und Häufigkeiten für die politische Bildung ableiten, um eine auf Mündigkeit basierende aktive Bürgerschaft zu fördern?


Dr. Christoph Wolf: Wie Politiklehrkräfte Antisemitismus denken. Vorstellungen, Erfahrungen, Praxen.

Die qualitative Studie geht der Frage nach, wie Politiklehrkräfte Antisemitismus denken. Im Mittelpunkt stehen somit die subjektiven Vorstellungen sowie schulischen Erfahrungen und Praxen der Lehrkräfte. In der Analyse werden diese systematisch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über Antisemitismus in Bezug gesetzt. Ein Ergebnis ist, dass trotz anti-antisemitischer Grundhaltungen der Befragten auch immer wieder antisemitische Denkmuster reproduziert oder antisemitische Äußerungen und Handlungen im schulischen Alltag übersehen oder relativiert werden. Die Untersuchung liefert abschließend Hinweise hinsichtlich einer nachhaltigen und subjektorientierten Gestaltung von Fortbildungsangeboten. Die Dissertationsschrift ist im Springer VS Verlag erschienen.